Die Männer-WG, Teil 2

 

Leute – stellt euch vor, ich habe einen Mitbewohner gefunden! Sunny Smiley heißt er – und so ist er auch. Ich glaube, er passt mit seiner unbekümmerten Art ausgezeichnet zu mir, da ich doch eher melancholisch bin und ab und zu eine Aufmunterung bitter nötig habe.

Und nun zu Sunny: smarter Typ, Sportler mit dem Ehrgeiz Champion zu werden, jung, dynamisch, aber hoffnungslos pleite. Zu Hause haben sie ihn rausgeschmissen, weil er so chaotisch und unordentlich ist. Und so habe ich ihn völlig niedergeschlagen in einer Bar hier getroffen – was sonst eigentlich gar nicht seine Art ist. Er hat so etwas von einem Stehaufmännchen, aus jeder Niederlage geht er gestärkt hervor. Für einen Berufssportler sicher ideal! Natürlich wollt ihr auch wissen, wie er aussieht:

 

Ja sicher, er ist farbig, schließlich stammt sein Vater aus Jamaica! Von ihm hat er wohl auch sein sportliches Talent geerbt.

 Sunny war überglücklich von meiner geplanten WG zu hören und sofort Feuer und Flamme. Er braucht nämlich nicht nur eine Bleibe, sondern auch eine Trainingsmöglichkeit. Als ich ihm sagte, dass Geld keine Rolle spiele, weil ich ja geerbt habe, kriegte er sich gar nicht mehr ein und sprudelte sofort los, was er so brauche und wie er sich das vorstelle: Auf jeden Fall ein Schwimmbecken – toll wäre eines mit Innen- und Außenbecken, damit er sich bei Regen nicht erkälte!!! – und dann eine kleine Halle mit Sportgeräten … und Sauna wäre natürlich großartig – und eine Massageliege, damit seine Freundin Marta Maria ihn massieren könne, wenn sie zu Besuch ist! (Aha – also haben wir demnächst Damenbesuch – das muss ich erstmal verdauen!) – und …

 Nun, man wird sehen, was sich tun lässt … Ansprüche hat er ja gar nicht … Allmählich dämmert mir, warum er zu Hause rausgeflogen ist! Trotzdem – ich mag ihn er hat so ein sonniges Gemüt!

Der Anbau dauerte gar nicht so lange – kam mir jedenfalls so vor – oder vielleicht deshalb, weil ich tagelang nur gemalt habe? Auf jeden Fall ist Sunny heute hier eingezogen und hat es sich „gemütlich“ gemacht. Inzwischen weiß ich auch, was das bei ihm heißt! In Nullkommanix war seine Bude restlos zugemüllt. Ich weiß gar nicht, wie ein einzelner Mensch innerhalb von wenigen Stunden so viel Chaos verursachen kann? Sunny jedenfalls kann es! Aber er ist selig wie ein kleines Kind.

Wir nahmen ein kleinen Drink zur Feier seines Einzuges und dann stürzte er sich zuerst ins Schwimmbecken ...

. . . und begann anschließend sogleich mit dem Training. In dieser Hinsicht ist er ausgesprochen ernsthaft!

 

Irgendwie verstehe ich nicht ganz, wie man einerseits so eisern trainieren und andererseits so chaotisch sein kann. Damit man versteht, was ich meine, muss man sein Zimmer gesehen haben:

Nicht, dass ich nun super ordentlich wäre, aber der Zustand seines Zimmers nach ein paar Stunden Aufenthalt macht mir doch Sorgen:

Ich bin auf der anderen Seite beeindruckt von seiner unkomplizierten Art, etwas Essbares auf den Tisch zu bringen - und das in all dem Chaos!

Er will sich nämlich aus lauter Dankbarkeit nützlich machen, Und da er findet, ich sei viel zu dünn und würde absolut zu wenig essen, hat er beschlossen, sich meiner etwas anzunehmen. Da bin ich ja mal gespannt - allerdings auch recht froh, denn ich habe in letzter Zeit tatsächlich viel gearbeitet und nur wenig gegessen und geschlafen.

 

Jetzt werkelt er in meiner Kochecke, weil da angeblich mehr Platz ist! Aber hier wird aufgeräumt - sonst drehe ich durch!

Erstaunlich finde ich, wie viel Wert er auf gesunde Ernährung legt: Mittags gibt es immer nur Salat. Er schnippelt das Grünzeug mit wahrer Hingabe.

Immerhin bekomme ich jetzt regelmäßig etwas zu essen und schmecken tut's auch.

 

Anschließend ist Siesta angesagt und zum Trinken gibt's jede Menge Fruchtsaft. Nun das kommt mir entgegen, ich mag eh keinen Alkohol. Allmählich habe ich den Verdacht, dass ich mir einen Gesundheitsapostel ins Haus geholt habe. Sogar zum Schwimmen hat er mich gebracht:

 

Sauna gehört auch zum Programm, das für ihn unverzichtbar ist. Aber das ist mir doch entschieden zu heiß! Soll er nur alleine rein!

Der Whirlpool dagegen hat es mir angetan! Wow - das könnte mir auf Dauer wirklich gefallen:

Heute will er mir seine Freundin vorstellen. Sie wohnt zwar woanders, wird aber aus nahe liegenden Gründen öfter mal vorbeischauen. Deshalb soll ich mich wohl ein bisschen an sie gewöhnen. Um mich zu trösten, hat er versprochen eine ganz zwanglose Grillparty zu organisieren. Allerdings brauchte er dazu noch einen Grill und einen Esstisch. Macht ja nichts, habe ich ihm spendiert!

Tja – und dann kam sie auch schon bzw. kamen sie auch schon, denn sie hatte noch ihre Freundin im Schlepptau.

Nun – was soll ich sagen – Marta Maria Gonzales – so heißt sie wohl – liebt es leicht geschürzt. Da weiß man kaum, wo man hingucken soll. Ich halte mich wohl lieber an ihre Freundin Suzie Wong, die scheint etwas zurückhaltender zu sein. Ist ja auch noch ein Teenie. Die kann mir nicht gefährlich werden -

denke ich mal.

Ich genieße es übrigens durchaus einmal, in geselliger Runde zu essen. 

Und Suzie ist bemerkenswert hübsch – fällt mir gerade auf! Das wird

Eurasierinnen ja immer nachgesagt, dass sie besonders schön seien. Ob ich mal ein

Porträt von ihr male?

Nach dem Essen geht es ab in den Whirlpool zum Entspannen.

Plötzlich befällt mich Panik: Wo ist Sunny?? Das kann doch wohl nicht sein, dass er zur Arbeit gegangen ist und mich mit den Frauen allein lässt – na sowas – was mach ich denn jetzt bloß??

Und dann wird es ganz eng: Marta ist auch verschwunden, hat sich wohl gelangweilt. Und so bin ich denn mit Suzie zurückgeblieben.

Aber ich muss sagen, wir haben uns prächtig unterhalten! Weshalb wir sehr, sehr lange im Whirlpool blieben … bis es dunkel war …

 

Und ich habe mich dabei sehr, sehr wohlgefühlt … vielleicht kommt das daher, dass Suzie noch so jung ist, so gar nicht dominant, so ganz anders als andere Frauen, als Mutter und Tante … irgendwie eher etwas hilflos, so dass man sie beschützen möchte …

ach, ich weiß gar nicht, wie mir zumute ist … ach … ja … und dann musste sie gehen …

 

… ach ja … sie gefällt mir wirklich sehr, sehr gut! Seufz!!!

Und jetzt kommt dieser unbekümmerte Sunny daher und lacht nur und sagt: “Mein Lieber, klarer Fall, du hast dich verliebt!“

Und weiter: „Mach’s wie ich, genieß das Leben. Nimm die Dinge - und erst recht die Frauen – einfach wie sie kommen!“

Mann - der hat vielleicht gut reden! Ist ja auch recht glücklich mit seiner Marta, nur zusammen mit ihr wohnen, will er nicht, das lenke ihn zu sehr vom Trainieren ab, meint er.

Gerade wollten wir eine Anzeige aufgeben, um weitere Mitbewohner zu finden, da kommt uns ein dicker Briefumschlag ins Haus geflattert, mit einem Brief, zwei Zetteln und ein paar Bildern drin. Das will ich euch doch gleich mal zeigen!

Warum ihr uns einfach aufnehmen müsst:

Seit wir davon erfahren haben, dass ihr noch zwei Mitbewohner sucht, können wir unser Glück nicht fassen!

Wir denken, dass wir zu euch passen, einfach, weil wir auch gerne in einer solchen Männergemeinschaft mit ganz verschiedenen Vorlieben und Interessen leben möchten, weil wir Experimente lieben, weil wir uns gerne auf etwas Neues einlassen, weil wir denken, dass ihr tolerant und weltoffen seid, kurz weil wir es sooo gerne möchten ...

Wir stellen uns einfach mal gegenseitig vor:


 

Das sagt Lenny über Eric:

 

Die Fakten: 20 Jahre jung; Mitglied einer Tanztruppe; Hobbygitarrist; schwul, solang er denken kann; Energiebündel; bildhübsch; schmal und zart, aber zäh

Sein Wesen: sehr lebhaft, voller Charme und Esprit, heiter, agil, steht ständig unter Strom, kann ohne Tanz und Musik nicht leben! 

Für mich: alles auf dieser Welt, die Liebe meines Lebens!!!

Das sagt Eric über Lenny:

 

Die Fakten:

38 Jahre jung; Innenarchitekt; gut betucht; bekennender Schwuler; leidenschaftlicher Hobbykoch; nicht der Schlankste, aber sehr dynamisch

Sein Wesen: immer gutgelaunt, charmant, liebenswert, umtriebig, stets gerne für andere da - einfach eine Seele von Mensch!

Für mich: Das Beste, was mir in meinem Leben begegnen konnte, mein Fixstern, mein ruhender Pol, Heimat, Geborgenheit, Glück, Liebe!!!

 

Na ja, wir finden, dass das schon mal ganz gut klingt. Innenarchitekt und Hobbykoch, Tänzer und Hobbygitarrist – das wäre doch eine gute Ergänzung zu uns.

Und dann die Bilder - die haben uns wirklich überzeugt:


Ja – was soll man sagen? Irgendwie strahlen sie Stil und Lebensfreude aus. Die Bilder zeigen mir, dass sie ein Gespür für Ästhetik haben – und das spricht mich an. Und Sunny freut sich darauf von Lenny einiges beim Kochen lernen zu können. Beide hätten wir wohl Freude an Musik und Tanz ! Ich mehr beim Zuschauen – ehrlich gesagt, denn meine sportliche Begabung hält sich in engen Grenzen, aber Gitarre spielen wollte ich schon immer mal lernen. Wer weiß – vielleicht gründen wir dann sogar eine Band?

Wir laden sie gleich morgen ein und dann können wir uns genauer beschnuppern.

Sie sind da! Wir haben uns extra chic gemacht und Sunny hat uns was zu essen gerichtet – einen Salat natürlich, denn das kann er am besten - und er will sich vor Lenny ja nicht blamieren!

Dem aber scheint es sehr wohl zu schmecken und wir lernen uns beim Essen ein bisschen kennen. Was mir sehr gut gefällt, ist, dass beide gleich spontan aufräumen – noch so einen Chaoten wie Sunny könnte die WG auch nur schwer ertragen.

Und dann versuchen wir uns auf Lennys Vorschlag hin ein wenig im Gitarrespielen. Wir können zwar nicht viel, aber es macht uns ungeheuren Spaß, und Eric hat ein paar gute Tipps parat! So erleben wir einen vergnüglichen Nachmittag. 

Das Treffen lassen wir dann im Whirlpool ausklingen. Jetzt sind alle ganz entspannt und nächste Woche wollen wir dann entscheiden, ob sie einziehen - und wenn ja, wie wir das Bauliche organisieren.

Lenny hat als Innenarchitekt recht genaue Vorstellungen davon, wie er wohnen möchte. Natürlich legt er Wert auf eine anständige Küche mit allem Drum und Dran. Außerdem liebt er moderne Möbel! Ich fürchte, das wird anstrengend! Nun so lange wir uns auf farblicher Ebene einig werden, soll mir alles recht sein. Auch der heißersehnte Wintergarten! Lenny will sich seine Kräuter, Salate, Tomaten etc. nämlich am liebsten selber ziehen. (Hier horcht Sunny auf - das findet er nämlich ganz großartig!) Soll er nur gärtnern - wenn wir bloß nicht jäten müssen. Eric lächelt dazu nur - er hat ganz andere Prioritäten: Wenn schon große Küche, dann bitte auch so, dass man darin ordentlich Party machen kann.

Jedenfalls wollen beide erst einziehen, wenn die Küche fertig ist!

Es ist geschafft: Küche und Wintergarten sind fertig!!! Unsere „Villa Kunterbunt“ macht sich - nicht wahr?

Ich muss sagen, Lenny hat sich vorbildlich um alles gekümmert, sodass Sunny und ich kaum Arbeit oder Ärger damit hatten. Und das Ergebnis kann sich durchaus sehen

lassen, obwohl es schwierig war, den Wintergrten zu integrieren. Schließlich müssen wir ja auch noch Platz für Lenny und Eric finden. Und später wollen wir doch vielleicht auch noch ein Wohnzimmer haben. Nachdem Lenny viele verschiedene Pläne gezeichnet und mit uns diskutiert hatte, ging es dann aber doch recht schnell.

Der Wintergarten ist fast so etwas wie ein Wohnzimmer geworden. Gefällt mir richtig gut! Und dann die Küche:

Lenny hat die Küche natürlich auf der Stelle ausprobiert:

Und Eric ist zufrieden, wenn er tanzen kann, egal wo!

Ich schaue mich erst einmal in Ruhe um:

Jedenfalls kann ich mit dieser Farbgebung gut leben! Und welche Art von „Kunst“ die Küche verschönert, ist mir nicht so wichtig. Da habe ich Lenny gerne freie Hand gelassen. Er soll sich ja wohlfühlen, wenn er für unser leibliches Wohl sorgt.

Sunny hat sich noch nicht geäußert - der ist zur Zeit mit seinem Job sehr beschäftigt. Und ich glaube, dass er nicht unbedingt kochen muss. Ihm ist nur wichtig, gesundes Essen zu bekommen. Nun dafür - scheint mir - ist gesorgt, denn Lenny ist wohl auch leidenschaftlicher Hobbygärtner!

Nun sind die beiden jedenfalls sicher, dass sie hier einziehen möchten und schmieden Pläne für ihre Bleibe! Platz haben wir in der ersten Etage schon genug, doch gestaltet sich alles ein bisschen schwierig, weil wir - das heißt Sunny und ich - wohl auf das eine oder andere Fenster verzichten müssen. Das sollte sich aber lösen lassen.

Tja - war wirklich schwierig! Wir wollen am Ende ja auch ein Haus haben, das vernünftig aussieht. I c h will jedenfalls nicht in so einer Baukastenbude hausen, die nur zusammengewürfelt aussieht!!!


Sieht ziemlich „normal“ aus, würde ich jetzt einmal meinen - von den verschiedenen Farben abgesehen, doch das ist ja Absicht!

Nun zu unseren beiden „Neuen“! Wir haben allerdings gar nicht so das Gefühl, dass sie „neu“ sind, weil sie schon dauernd hier herumwuseln.

Wie nicht anders zu erwarten von einem Könner wie Lenny ist, alles sehr schön geworden. Lenny hatte ja den Traum, alles „ganz in Weiß“ einzurichten - gerade auch weil er bei seinen Kunden dazu eher weniger Gelegenheit hat. Nun ist das aber nicht ganz so Erics Ding. Und erschwerend kam noch hinzu, dass Lenny am liebsten ganz modernes Design mag, Eric aber wenig Interesse an Stilen, sondern ganz konkrete Bedürfnisse hat. Eric wollte nämlich um jeden Preis eine „Kuschelecke“ - und spätestens von da an geriet Lenny heftig ins Schwitzen! Ist ja auch so etwas Ähnliches wie die Quadratur des Kreises: eine „hypermoderne Kuschelecke“! Von da an hörten wir Lenny eigentlich nur noch fluchen (obwohl er doch so eine Seele von Mensch ist) - bis - ja, bis er dann seine Lösung gefunden hatte!!!

Ta-dam-ta-da - hier ist sie:

Lenny will jetzt wissen, ob er ihn zufriedenstellen konnte, und bittet Eric, der ihn richtiggehend zappeln lässt, demütig um ein Lob:

Aber dann sind beide einfach nur glücklich und zufrieden!

Für Eric hat sich Lenny aber auch wirklich tüchtig ins Zeug gelegt:

Der hat jetzt eine ganze Tanzfläche zum Üben und Spiegel zur Kontrolle der Bewegungen und jede Möglichkeit zum Musizieren:

Wir haben ziemlich viel Spaß hier - alle miteinander!

Es sind auch schon Überlegungen im Gange, ob wir nicht eine Band gründen sollen. Das wäre doch wirklich klasse - findet ihr nicht auch?

Im übrigen finde ich es ganz toll, wie Lenny die Räume gestaltet hat! Nachdem er sich von seinem Traum („Alles ganz in Weiß“) verabschiedet hatte, hat er auf eine Mischung von viel Weiß mit dunklem Rot, etwas Schwarz und einer Prise Grün (Pflanzen!) gesetzt, und ich muss sagen, dass ihm das doch ganz wunderbar gelungen ist.

Einerseits wirkt alles total durchgestylt, aber andererseits ist es doch nicht so klinisch und steril - wie man hätte befürchten können. Er hat die Mischung natürlich auch in der Küchenecke und im angrenzenden Schlafzimmer fortgesetzt.

Also ich finde, dass er seinen guten Ruf als Innenarchitekt ganz zu Recht hat! Mir gefällt’s sehr, sehr gut - vor allem auch diese Metallwand in der Küchenecke - einfach

super! Das hat Stil!

Im Schlafzimmer hat Lenny sich eine Art Büro eingerichtet, so kann er in Ruhe

arbeiten. Die Fische mindern Stress - sagt er jedenfalls!

Ja - und dann noch das Badezimmer der beiden. Farblich ganz anders, aber auch sehr schön, wie ich finde.

Jetzt wäre ja unser Haus fast fertig! Allerdings wünschen wir uns noch ein gemeinsames Wohnzimmer für allerlei Aktivitäten - vielleicht im Anschluss an den Wintergarten? und natürlich muss der Garten noch gestaltet werden . . .